The Game Changers Film: Vegane Ernährung für Muskelaufbau und ultimative Gesundheit?

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Aktualisiert am 22.02.24
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Seit jeher gelten Fleisch, Fisch, Milch und Eier als unverzichtbare Bestandteile einer gesunden Ernährung. Mehr sogar: Gerichte wie Reis mit Hähnchenbrust und Brokkoli sowie Whey-Protein werden als All-time-Klassiker für Muskelaufbau und sportliche Höchstleistungen angepriesen. Im Gegensatz dazu werden eine fleischfreie oder sogar rein pflanzliche Ernährungsweise oft als mangelhaft dargestellt und Vegetarier und Veganer nur müde belächelt.

Bis jetzt. Denn der Film The Game Changers erregt seit seiner Prämiere im September reges Aufsehen und droht dabei alles auf den Kopf zu stellen, was wir über gesunde Ernährung, Protein und Fleisch zu wissen glaubten. Mit einem Produzententeam aus den Legenden Arnold Schwarzenegger, Jackie Chan, Lewis Hamilton und James Cameron (Filmregisseur von z. B. Avatar), etlichen Weltklasseathleten und einer ganzen Palette an international renommierten Wissenschaftlern könnte der Film kaum hochkarätiger besetzt sein.

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Ab dem 16. Oktober 2019 ist The Game Changers nun auch auf Netflix verfügbar und hat dabei das Potential, mit Mythen rund um das Thema Ernährung, Muskelaufbau, Fleischverzicht und Veganismus aufzuräumen. Die Grundaussage des Films besteht darin, dass tierische Lebensmittel für eine gesunde Ernährung nicht nur überflüssig, sondern sogar regelrechte Hemmfaktoren für Gesundheit, sportliche Performance, schnelle Erholung und Muskelaufbau seien. Woher kommt der scheinbar so plötzliche Sinneswandel zum altbewährten Wissen und durch welche Argumente wird diese These gestützt?

Die Handlung von The Game Changers 

Im Film nimmt James Wilks, englischer UFC Fighter und militärischer Nahkampf-Ausbilder, eine lange Verletzungspause zum Anlass, sich erstmals tiefgehend mit optimaler Ernährung für sportliche Höchstleistung und schnelle Regeneration zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt ist er, wie die meisten von uns, normaler Fleischesser. Zufällig stolpert er bei seiner Recherche über Studien, die die Vorteile pflanzenbasierter Ernährung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit belegen. Er ist verständlicherweise überrascht über diese Entdeckung, die gegen so ziemlich alles spricht, was er bislang über Ernährung zu wissen glaubte, und macht sich auf die Suche nach erfolgreichen veganen Athleten, um deren Beweggründe und Erfahrungen zu hören. 

Dabei trifft er beispielsweise auf Ausdauerathleten wie den Ultra-Marathon-Rekordhalter Scott Jurek sowie Dotsie Bausch, Amerikanische Meisterin und Vize-Olympiasiegerin im Bahnradsport. Beide sind seit Jahren vegan erfolgreich und berichten, dass ihre Leistungs- und Regenerationsfähigkeit durch eine Umstellung auf rein pflanzliche Nahrungsmittel massiv zugenommen habe. Das klingt nicht allzu abwegig für Wilks, angesichts der Tatsache, dass der eine vegane Ernährung unweigerlich an Kohlehydraten ist, dem wichtigsten Brennstoff für Ausdauerleistungen.

Ist eine vegane Ernährung komplett? 

Wilks aber ist weiterhin skeptisch, was Protein angeht. Was ist mit Kraftsportlern, die große Mengen an Eiweiß für den Muskelaufbau brauchen? In Gesprächen mit dem Strongman und Weltrekordhalter Patrik Baboumian, dem Amerikanischen Weightlifting-Rekordhalter Kendrick Farris, Schwergewichtsboxer Bryant Jennings und mehreren professionellen veganen Bodybuildern erfährt er, dass auch diese einen großen Leistungszuwachs beim Umstieg auf eine vegane Ernährung beobachten konnten. Und sogar der Großmeister des Kraftsports himself, Arnold Schwarzenegger, berichtet, dass eine Reduktion seines Fleischkonsums um 80% äußerst positive Effekte auf seine Gesundheit, die Leistung und das allgemeine Wohlbefinden hatte. Das kommt überraschend. 

Patrik Baboumian in The Game Changers
Patrik Baboumian, Kraftsportler (Quelle: Screenshot aus dem Film “The Game Changers”)

Vegane Eiweißquellen 

Die allgemeinen Annahmen, dass ein hoher Eiweißbedarf mit pflanzlicher Ernährung allein nicht gedeckt werden könne und pflanzliches Protein zudem schlechter verwertbar wäre als das tierischen Ursprungs, widerlegt Dr. James Loomis, Chef-Mediziner und Teamarzt eines US-Footballteams. Er erklärt, dass letztendlich alles Protein pflanzlichen Ursprungs ist und in seiner Aminosäurezusammensetzung nicht minderwertiger als das Protein, das als Huhn, Schwein oder Rind verzehrt wird. Seine Erklärung stützen auch zahllose Anthropologen, die herausfanden, dass etwa unsere frühen Vorfahren sich überwiegend vegetarisch ernährten – ein klarer Kontrast zu der Annahme, auf die sich die Ernährungsform der Paleo-Diät begründet. Auch war es Forschern möglich, die Knochen römischer Gladiatorenkämpfer zu untersuchen. Sie fanden heraus, dass diese antiken Kampfsportler dank viel Training und guter Ernährung gesund und stark gewesen waren. Das Interessante daran: oft abwertend ‚Körnerfresser‘ genannt, waren Gladiatoren überwiegend Vegetarier, denn ihre Ernährung bestand aus Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten wie z.B. Bohnen. Ob das aus freier Entscheidung heraus oder aufgrund ihres Sklavenstatus der Fall war, bleibt dabei jedoch offen. 

Vitamin B12 Versorgung 

Selbst das angebliche Totschlagargument, nämlich dass Vitamin B12 ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten sei, ist bei genauem Hinsehen gar nicht mal so stichhaltig: Tiere müssen B12, ebenso wie wir, über die Nahrung aufnehmen. Denn Vitamin B12 wird von Kleinstlebewesen im Boden produziert und normalerweise über Erdreste, die an Pflanzen haften, beim Fressen mitaufgenommen. Die Pestizide unserer modernen Landwirtschaft allerdings töten Bakterien im Boden ab. Das bedeutet, dass selbst Nutztieren B12-Supplemente ins Futter gemischt werden müssen. Im Film genannte Studien fanden außerdem, dass über ein Drittel der getesteten Probanden – egal ob Fleischesser oder Vegetarier – geringe B12-Werte hatten. Der B12-Wert sollte also unabhängig von der Ernährungsweise gelegentlich kontrolliert und gegebenenfalls mit Supplementen unterstützt werden. 

Ist eine pflanzenbasierte Ernährung natürlicher und gesünder? 

Beim Vergleich körperlicher Merkmale von Fleisch- und Pflanzenfressern fällt laut Wissenschaftlern im Film auf, dass dem Menschen fleischtypische Attribute wie ein sehr kurzer Verdauungstrakt und Reißzähne fehlen. Das übliche Argument, menschliche Eckzähne seien ein Indiz für eine fleischbasierte Ernährung, widerlegt sich beim Blick auf einen unserer nächsten Verwandten von selbst: Gorillas sind reine Pflanzenfresser und haben dennoch auffallend große Eckzähne, die allerdings als reine Drohmittel zur Einschüchterung von Artgenossen dienen. 

Auch die Tatsache, dass wir im Gegensatz zu Raubtieren die Fähigkeit besitzen, in Farbe zu sehen, untermauert die These, dass der menschliche Körper für überwiegend pflanzliche Nahrung ausgelegt ist. Diese Schlussfolgerung, so bestätigen unter anderem führende Genforscher, Kardiologen und Onkologen im Film, ist auch die Erklärung für moderne Krankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfall, Diabetes und sogar Krebs – die häufigsten Todesursachen in unserer der westlichen Gesellschaft. Studien belegen, dass etwa das Krebsrisiko eines Menschen nahezu proportional zunimmt, je mehr Fleisch- und Milchprodukte er isst. Andere Studien belegen, dass eine pflanzliche Ernährung sogar mächtig genug ist, bereits vorhandenen Schaden wie etwa verstopfte Arterien rückgängig zu machen.

Woher kommt dieses Wissen so plötzlich? 

Dass verarbeitetes Fleisch im Übermaß nicht gesund ist, da ist man sich mittlerweile in der Gesellschaft einig. Doch darüber hinaus herrscht scheinbar wenig Konsens was Ernährung generell angeht. Beinahe willkürlich wird ein Lebensmittel am einen Tag in den Himmel gelobt und am nächsten wieder verteufelt – die Studienlage scheint zu komplex und unübersichtlich, um derart eindeutige Schlüsse zu ziehen. Wenn die Beweislage also tatsächlich so unzweifelhaft und eindeutig ist, wie im Film dargestellt, wie ist es möglich, dass sich selbst die Wissenschaft nicht einig ist und kaum jemand die Wahrheit kennt? Diese Frage hat sich auch James Wilks nach seinen Entdeckungen gestellt. Die Erklärung kommt von Dr. David Katz, dem Gründer des Yale-Griffin Prevention Research Centers der Yale University: 

„Dieses System funktioniert wunderbar für die Menschen, die diese Lebensmittel verkaufen. Es funktioniert hervorragend für diejenigen, die die Medikamente verkaufen, um die Krankheiten, hervorgerufen durch diese Lebensmittel, zu behandeln, und es funktioniert außerdem wunderbar für die Medien, die uns jeden Tag eine neue Ernährungsstory auftischen können.“

Denkt man zurück, so wurde auch in Anfangszeiten der Tabakindustrie das Bild vermittelt, Rauchen sei nicht gefährlich, sondern sogar gesundheitsfördernd. Dazu setzten die Hersteller in großem Stil auf ansprechende Werbung im Sportkontext und die Finanzierung von gefälschten Studien, die eine unklare Beweislage vorzutäuschen – bis man schließlich die Gefahren des Rauchens erkannte und Tabakwerbung im Sportkontext verboten wurde. 

Nach dem gleichen Schema finanzieren auch Akteure der Lebensmittelindustrie Studien, die den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten befürworten. Damit stiften sie gerade genug Verwirrung, um den Eindruck zu erwecken, dass die Studienlage unklar und umstritten wäre. So neu und einzigartig sind die genannten Erkenntnisse tatsächlich nicht: blendet man alle Forschungsergebnisse aus, die durch fleisch- und milchproduzierende Unternehmen oder Verbände finanziert wurden, so ist sich die Wissenschaft unstrittig einig über die negativen Effekte tierischer Lebensmittel. Der Film spricht hier ungeschönt von jahrzehntelangem strategischem Marketing und gezieltem Lobbyismus.

Mischa Janiec in The Game Changers
Mischa Janiec, Professional Natural Bodybuilder (Quelle: Screenshot aus dem Film “The Game Changers”)

Fazit: Ansehen und inspirieren lassen 

Zugegeben, auf jemanden, der das erste Mal mit diesem Thema konfrontiert ist, können diese „neuen“ Entdeckungen im Film etwas schockierend wirken. Der Gedanke, vielleicht sein ganzes Leben lang einer Werbelüge auferlegen zu sein, ist unbequem und lässt sich nicht so einfach akzeptieren. Fakt ist aber, dass The Game Changers stichhaltige Argumente liefert und sich auf wissenschaftlich anerkannte Studien stützt, für die in ihrer Gesamtheit mehr als eine halbe Million Menschen untersucht wurden. 

Zudem herrscht im Film durch ansprechende Bilder und guten Soundtrack eine sehr positive, aufbauende Atmosphäre, die den Zuschauer zum Nachdenken einlädt und ihn beinahe spielerisch motiviert, seine eigene Ernährung zu überdenken und einige der Anregungen selbst auszuprobieren. Als Zuschauer hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, einem würde mit mahnend erhobenem Zeigefinger strikter Verzicht aufgezwungen werden, im Gegenteil: Arnold Schwarzenegger ist selbst kein vollständiger Vegetarier und auch andere der interviewten Athleten und Experten betonen schon die positiven Effekte kleiner Veränderungen. Alles in allem ein sehr gut gemachter Film mit glaubhafter Message, der überraschend viele Möglichkeiten aufzeigt, dabei inspiriert und tatsächlich Lust auf Veränderung macht. 

Wer sich schlussendlich tatsächlich dazu entscheidet, vegetarisch oder sogar vegan zu leben, der sollte sich schrittweise herantasten und nicht zu übereilt handeln. Es ist nicht damit getan, Fleisch einfach zu streichen, da die Speisekarte schnell nur noch aus Pommes und einem traurigen Beilagensalat besteht. Vielmehr empfiehlt es sich, sich aktiv nach Alternativen umzusehen und selbst kreativ zu werden, indem man damit beginnt, im einen oder anderen Lieblingsgericht das Fleisch mit pflanzlichen Alternativen zu ersetzen. Tipps und Ideen gibt es auch auf der The Game Changers Website

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