So wirken Hormone auf das Abnehmen
Es sind verschiedene Hormone, vor allem Leptin und Ghrelin, die einen starken Einfluss auf unser Körpergewicht haben. Sie wirken auf den Hypothalamus im Gehirn ein und geben an, ob wir satt sind oder Hunger haben. Entsprechend steuern sie unser Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme. Wichtig sind außerdem Insulin und Cortisol.
Leptin
Leptin wird auch als Sättigungshormon bezeichnet. Es wird überwiegend im Fettgewebe gebildet und signalisiert dem Gehirn, dass der Körper satt und gut versorgt ist. Zumindest ist das seine ursprüngliche Aufgabe. Heute, wo der Großteil unserer Lebensmittel zu zucker- und fetthaltig ist, häufen sich die Fälle von Unempfindlichkeit gegen Leptin: Speziell bei Menschen mit einem hohen Körperfettanteil, die viel Leptin ausschütten, wirkt es nicht mehr richtig. Die Folge ist, dass sie auch dann Hunger empfinden, wenn sie eigentlich gerade gesättigt sind.
Ghrelin
Ghrelin hat die gegenteilige Wirkung von Leptin: Das sogenannte Hungerhormon wird überwiegend in der Magenschleimhaut gebildet. Es signalisiert dem Gehirn Hunger, wenn über einen längeren Zeitraum keine Nahrung mehr aufgenommen wurde. Wird Ghrelin ausgeschüttet, hemmt der Körper zudem die Fettverbrennung – wer weiß, ob bald genügend Nährstoffe nachkommen!
Letztere Eigenschaft von Ghrelin ist einer der Gründe, weshalb Diäten mit einem hohen Kaloriendefizit im Normalfall zu einem Jojo-Effekt führen: Der Ghrelinspiegel steigt während der Hungerphasen stark an und kann noch monate- oder gar jahrelang erhöht bleiben. Auch das ist evolutionär bedingt: Hunger ist eine Katastrophe, an die der Körper sich lange erinnert und der er danach vorzubeugen versucht.
Info: Die Forschung zu Ghrelin sind noch relativ jung – es wurde erst im Jahr 2000 zum ersten Mal beschrieben. Im Übrigen kann es mehr als nur Hunger signalisieren: Es ist wichtig für die Knochenbildung und hat einen positiven Effekt auf den Herzmuskel.
Insulin
Insulin wird ausgeschüttet, wenn der Blutzucker hoch ist: Das Hormon sorgt für den Transport des Zuckers in die Zellen, wo er als Energie genutzt wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel wieder ab und mit ihm der Insulinspiegel.
Ist der Insulinspiegel hoch, wird überschüssiger Zucker ins Fettgewebe transportiert und dort eingelagert. Möchtest du abnehmen, ist es daher gut, wenn du den Anstieg deines Blutzuckers und damit auch des Hormons möglichst flach hältst. Das gelingt dir über eine ausgewogene Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten und so wenig Zucker wie möglich.
Bei einem niedrigen Insulinspiegel greift der Körper für die benötigte Energie auch auf das Fettgewebe zurück. Ist der Spiegel hoch, wird das verhindert. Eine sehr hohe Ausschüttung, wie sie nach dem Verzehr von Süßigkeiten angeregt wird, resultiert auch in einem starken Abfall des Hormons. Dadurch kommt es zu Heißhunger. Idealerweise hältst du deinen Insulinspiegel also auf einem moderaten Level und achtest gleichzeitig darauf, wegen des Ghrelins nicht zu hungern. So gelingt dir das allmähliche Abnehmen.
Cortisol
In Normalfall ist Cortisol überhaupt kein Problem. Es handelt sich um ein Stresshormon, das ausgeschüttet wird, wenn du hellwach und reaktionsschnell sein musst. Es hilft dir in stressigen Situationen, indem es den Blutdruck erhöht, die Atmung beschleunigt und die Muskeln besser mit Nährstoffen versorgt.
Nach der Stresssituation wird Cortisol schnell wieder abgebaut – es sei denn, der Stress endet nicht. In einem solchen Fall bleibt auch dein Cortisolspiegel erhöht, und hier gehen die Probleme los: Dein Körper identifiziert eine andauernde Gefahrensituation und verteidigt seine wertvolle Energie. Das bedeutet, dass das Fettgewebe nicht angegriffen, sondern immer weiter aufgebaut wird.
Abnehmen kannst du so nicht – außerdem leidest du unter weiteren Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Schlafproblemen, Akne, Verstimmungen bis hin zur Depression, Muskelabbau und Anfälligkeit für Infekte. Es ist also wichtig, dass du deinen Cortisolspiegel senkst, wenn er durch Dauerstress erhöht ist.
So kannst du deine Hormonspiegel beeinflussen
Leidest du nicht an einer Erkrankung, die eine Hormonbehandlung nötig macht, kannst du deine Hormonspiegel vor allem über deinen Lebensstil beeinflussen: Leptin und Ghrelin hältst du durch eine vielfältige, ausgewogene Ernährung im Gleichgewicht. Zudem ist es wichtig, dass du genug schläfst: Ist dein Körper müde und erschöpft, muss er seine Energie aus anderer Quelle bekommen – die Ausschüttung von Ghrelin wird angekurbelt, das Gehirn registriert Hunger und suggeriert dir, dass du essen musst.
Ein moderater Insulinspiegel entsteht auch durch eine maßvolle, ausgewogene Ernährung ohne viel Zucker. Und für einen möglichst niedrigen Cortisolspiegel solltest du ausreichend schlafen und Stress abbauen. Eine gesunde Schlafhygiene und autogenes Training helfen dir, Ruhe zu finden. Regelmäßiges Training powert dich auf angenehme Weise aus und verbessert deinen Schlaf. Zudem steigert es deinen Gesamtumsatz – du verbrennst mehr Kalorien und nimmst leichter ab als ohne Sport.
Gewichtsverlust mit Medikamenten
Medikamente zum Abnehmen wie Wegovy und Ozempic haben eine ähnliche Funktionsweise wie Leptin: Sie signalisieren dem Hypothalamus, dass du satt bist. Du hast keinen Appetit und keine Lust zu essen. Zudem sorgen sie dafür, dass die Nahrung länger im Magen bleibt. Aus diesen Gründen sind viele Abnehmwillige sehr an den Mitteln interessiert. Sie gehen allerdings mit schweren Nebenwirkungen einher und sollten daher nur adipösen Menschen verschrieben werden, die ihren Stoffwechsel ohne Hilfsmittel nicht mehr unter Kontrolle bringen können.
Wer die Mittel einnimmt, leidet oft unter Übelkeit, Erbrechen oder Durchfällen. Zudem ist die Wirkung nicht anhaltend: Setzt du das Mittel wieder ab, funktioniert dein Körper wieder wie zuvor: Du nimmst wieder zu. Die Medikamente sind teuer und die Einnahme verlangt deinem Körper einiges ab. Gesünder ist es, wenn du deine Hormonspiegel über deinen Lebensstil beeinflussen kannst.